Bewegung ist nur deshalb möglich, weil die Muskelzellen Fette und Kohlenhydrate verbrennen. Dabei ist es gesundheitlich von großem Vorteil, wenn bevorzugt Körperfette verbrannt werden. Der Fettstoffwechsel wird aber nur dann optimal aktiviert, wenn der „Gesundheitspuls“ bekannt ist. Dieser ist immer eine individuelle Größe, die z.B. mit dem Lactattest relativ einfach bestimmt werden kann.
Ein Lactattest wird unter standardisierten Bedingungen auf dem Fahrradergometer, Cross-Trainer oder Laufband durchgeführt. Auf jeder Belastungsstufe wird aus dem Ohrläppchen Blut abgenommen und das Lactat (Milchsäure) bestimmt.
Aus dem Anstieg der Milchsäurekonzentration lässt sich dann ablesen bzw. berechnen, wie hoch der Fettanteil bzw. der Kohlenhydratanteil an der Energiebereitstellung ist. Bezogen werden die Lactatkonzentrationen auf die Herzfrequenz, die als praktische Größe die Bewegung/Training steuert.
Der Lactattest zur Bestimmung des Trainings (individuelle Leistungsfähigkeit) zur Verbesserung der Ausdauer/Kondition erfreut sich nicht nur bei Hochleistungssportler wie Leichtathleten, Fußballspieler u.a. größter Beliebtheit, sondern auch bei ambitionierten Breitensportlern. Durch die Verbreitung leistungsfähiger portabler Messgeräte kann praktisch jeder Lactatwerte messen ............ und genau da beginnt das Problem, nämlich bei der Interpretation der gemessenen Werte.
Stoffwechsel
Mit dem Laktat-Test wird die persönliche Schwelle zwischen aerobem und anaerobem Stoffwechsel festgestellt. Dies ist wichtig, um zwischen einer Kohlenhydratverbrennung (mit und ohne Sauerstoff) und dem Fettstoffwechsel zu unterscheiden. Bei einer körperlichen Belastung fällt dann verstärkt Milchsäure (Laktat) an, wenn der aufgenommene Sauerstoff nicht mehr ausreicht (die Belastung ist dann zu intensiv), um die Kohlenhydrate vollständig im sog. Citratzyklus der Muskelzelle zu verbrennen. Der Anstieg des Laktats im Muskel ist also abhängig von der Geschwindigkeit des intrazellulären Fett- u. Kohlenhydratstoffwechsels.
In Ruhe werden sowohl Fette als auch Kohlenhydrate Glykogen verstoffwechselt. Glykogen ist eine Speicherform von Zucker. Bei zunehmender Belastung nimmt der Glykogenverbrauch zu, zunächst durch zusätzlichen Abbau von Glykogen in Verbindung mit Sauerstoff (aerobe Glykolyse). Steht nicht mehr genug Sauerstoff zur Verfügung, wird Energie durch anaerobe Glykolyse bereitgestellt, bei der als Abbauprodukt Milchsäure entsteht, die sich im Blut anreichert.
Genau genommen findet in Ruhe zur Energiegewinnung immer ein Mischstoffwechsel (überwiegend Fettverbrennung, aerobe Kohlenhydratverbrennung) statt. Beim Ausdauersport werden in Abhängigkeit von der Intensität vorwiegend Kohlenhydrate verbrannt. Welches System hier aber einen wie hohen Anteil liefert, ist das Ergebnis des Trainings.
Die Abbildung zeigt die Auswertung der Lactatdiagnostik eines guten Marathonläufers. Unter Berücksichtigung der Muskelfaserzusammen-setzung wurden auf der Basis der aeroben, individuellen anaeroben und der anaeroben Schwelle, die entsprechenden Trainingsbereiche festgelegt. Aufgrund dieser Leistungsdiagnostik ist eine Marathonendzeit zwischen 2 Stunden und 15 Minuten zu erwarten.
Anhand der Lactatdiagnostik und unter Berücksichtigung der Muskelfaserzusammensetzung wurden auf der Basis der aeroben, individuellen aneroben und der aneroben Schwelle, die entsprechenden Trainingsbereiche festgelegt.
Testdurchführung
Für die Ermittlung der Lactatwerte ist eine Standardisierung des Tests an sportartspezifischen Ergometern unabdingbar, da Leistung und Trainingsbereiche nur sinnvoll bestimmt werden können, wenn die jeweils trainierten Muskelgruppen im Test auch eingesetzt werden können. Für Läufer und Laufsportarten muss also ein Laufband, für Radfahrer ein Fahrradergometer eingesetzt werden. Für andere Sportarten gibt es spezielle Ergometer, z.B. für Schwimmer und Ruderer. Aufwendiger sind sog. Feldtest/Fitnesstest wie sie der ehemalige Bundestrainer Klinsmann hoffähig gemacht hat.
Anhand der gemessenen Laktatkonzentration im Blut kann der Bereich der „aerob-anaeroben Schwelle“ abgeschätzt werden. Die sog. aerob-anaerobe Schwelle ist der „Knackpunkt“ bei der Interpretation der erhobenen Lactatwerte. Sportmediziner wie Sportwissenschaftler überbieten sich zwar mit aerob-anaeroben Schwellen und „Schwellenkonzepten“ und geben in Hochglanzbroschüren sowie in farbenfrohen Computerprogrammen die „Schwelle“ an, dennoch bleibt ihnen die „wahre Schwelle“ verborgen, weil sie die Muskelfaserzusammensetzung des Menschen/Athleten nicht kennen. Die Muskelfasern des Typ I (langsame Fasern) hat eine ganz andere Laktatkinetik als die Typ II-Fasern (schnelle Fasern). Nur wer die Zusammenhang kennt, kann tatsächlich etwas über den Fett- u. Kohlenhydratstoffwechsel bzw. die aerob-anerobe Schwelle aussagen.
Muskelbiopsien
Ausdauersportler mit Muskelfaser Typ I (100%)
Ausdauersportler mit Muskelfaser Typ I (83%) und Typ II (15%), Mischfasern (2%)
Fußballspieler(Weltklasse) mit Muskelfaser Typ I (22%), Muskelfasern Typ II (69%), Mischfasern (9%)
Diese von mir durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen erlauben die exakte Interpretation der gemessenen Lactatkonzentration ohne das jedes Mal auch eine Muskelbiopsie durchgeführt werden muss.
Betrachtet man das „Chaos“ in sog. wissenschaftlichen Literatur, die Unwissenheit gepaart mit Dummheit bei den Empfehlungen der sog. individuellen Schwellenwerte, wird sehr schnell klar, wo das Problem liegt. Nicht jeder der ein Messgerät besitzt, sei er auch so bekannt, ist in der Lage, die gemessenen Werte auch richtig zu interpretieren. Folglich werden viele Breiten- aber auch Leistungssporter von ihren „Lactatgurus“ in die Wüste bzw. ins Übertraining geschickt.
Nur wer auf eine langjährige Erfahrung zurück greifen kann und die Muskelfaserzusammensetzung des Sportlers kennt oder einschätzen kann wird sicher den persönlichen „Fettstoffwechselpuls“ ermitteln und daraus einen strukturierten Trainingsplan entwickeln können. Alles andere beruht auf dem Prinzip Zufall, Hoffung oder Magie.